Die Scènes de Bohème nach Murgers literarischen Bildern aus dem Pariser Studentenleben trafen offenkundig so sehr den Zeitgeist, daß Leoncavallo und der von vielen als Nachfolger Verdis gefeierte Giacomo Puccini (1858-1924) gleichzeitig als Rivalen an Opern arbeiteten.Leoncavallos La Bohème wurde in Venedig 1897 uraufgeführt; das gleichnamige Werk des aus Lucca stammenden Puccini hatte bereits im Jahr zuvor im Februar 1896 in Turin Premiere. Auf der Basis von erfolgreichen Werken Arrangements für die nterschiedlichsten Besetzungen zu schreiben, war eine im 19. Jahrhundert übliche Praxis. Sie ermöglichte die Verbreitung der Musik in einer Zeit ohne CD-Player und trug wesentlich dazu bei, daß Opernmelodien zum Gassenhauer avancierten. Adolphe Gauwin, der seine Fantaisie sur l'Opéra-Comique La Bohème de Puccini für großes Orchester (Streicher, umfangreiche Bläserbesetzung, Schlagwerk, Harfe, Harmonium) schrieb, arbeitete für Puccinis Verleger Ricordi.Von ihm existieren neben eigenen Kompositionen zahlreiche solcher Arrangements, oft für Salonorchester, die je nach Aufführungsmöglichkeiten auch dazu genutzt werden können, die Darbietung einzelner Arien aus der Oper zu umrahmen. Nicht immer bedeutetediese Praxis eine Trivialisierung der Kunst oder eine reine Reduktion im Sinne eines Klavierauszugs. Gelungene Fantaisies ermöglichen als Neufassung eine andere Sichtweise auf das Ausgangswerk und sind somit als klingende Werk-Interpretation und - Rezeption von Interesse. Dr. Beate Angelika Kraus