Herschel Grynszpan

Der junge polnisch-deutsche Jude Herschel Grynszpan (gelegentlich auch: Grünspan) hatte am 7. November 1938 in Paris den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath erschossen. Während die Nazis diese Tat nutzten, um die mit den Nürnberger Gesetzen eingeleitete „Arisierung" voranzutreiben, wurde Grynszpan für die Gegner des Naziregimes zum Symbol des Widerstands. Herschel Grynszpan wurde von der französischen Polizei verhaftet und nach der Besetzung Frankreichs 1940 von der Vichy-Regierung nach Deutschland ausgeliefert und ins Lager Sachsenhausen gebracht.

Um die „jüdische Weltverschwörung" zu beweisen, plante NS-Propagandaminister Joseph Goebbels einen Schauprozess, der jedoch nie stattfand. Während der Ermittlungen gab Grynszpan an, Ernst Eduard vom Rath im Homosexuellenmilieu kennengelernt und aus persönlichen Gründen gehandelt zu haben. War Grynszpan enttäuscht, weil vom Rath ihm versprochen hatte, seiner Familie zu helfen, tatsächlich aber nichts unternahm? War seine Tat ein politischer Akt oder doch persönliche Rache? Herschel Grynszpan starb vermutlich Anfang 1943 im Lager Sachsenhausen.

Seine Tat diente den Nazis als Anlass für die Gewaltexzesse: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand die erste groß angelegte und vor aller Augen stattfindende systematische Judenverfolgung statt. 30.000 Juden wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, mehr als 250 Synagogen niedergebrannt und 75.000 jüdische Geschäfte geplündert beziehungsweise zerstört. Unter dem eher verharmlosenden Begriff „Reichskristallnacht" hat sich dieses Pogrom in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Aber die genauen Hintergründe dieses Dramas sind wenig bekannt.

Filmtipp:

Das kurze, mutige Leben des Herschel Grünspan. (Originaltitel: Livrez-nous Grynszpan.) Dokumentation und Doku-Drama, Frankreich, 2007, 76 Min., Regie: Joël Calmettes, Produktion: arte (deutsche Erstausstrahlung am 29. Oktober 2008, Wiederholungen am 3. und am 25. November 2008)

Literaturtipp:

ein Tabellarischer Lebenslauf von Herschel Grynszpan findet sich im Internetangebot LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online), hrsg. vom Deutschen Historischen Museum und vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland):

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/GrynszpanHerschel/index.html

 

 

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