„Coriolan"

Das Trauerspiel „Coriolan" von Heinrich Joseph von Collin (1771-1811) erlebte seine Uraufführung 1802 im Wiener Burgtheater; es geht zurück auf Plutarchs Lebensbeschreibungen, die auch Shakespeare für seine Tragedy of Coriolanus benutzt hatte. Die Ouverture c-moll zu „Coriolan" op. 62 von Ludwig van Beethoven (1770-1827) ist kein Werk über einen im Licht des Ruhmes stehenden Helden: Coriolan ist vom Krieg gezeichnet und zerbricht, stürzt sich am Ende in sein Schwert. Beethoven komponierte seine Collin gewidmete erste Schauspielouvertüre im Frühjahr 1807; sie ist keine Gelegenheitskomposition für das Theater und erklang erstmalig im Wiener Palais Lobkowitz im März 1807 zusammen mit dem 4. Klavierkonzert op. 58 und der 4. Symphonie op. 60. Man kann die Komposition als einen wesentlichen Schritt hin zur symphonischen Programmusik begreifen. In den Begriffen der Zeit handelt es sich um eine „charakteristische Ouverture", die - so der Musiktheoretiker Johann Nicolaus Forkel - „den Charakter des Innhalts der folgenden Handlung im Allgemeinen anzeigen" sollte: Der siegreiche Feldherr Coriolan steht unter Anklage, weil er den Willen des Volkes missachtet hat. Voller Hass wendet er sich gegen Rom, gegen das Vaterland. Als Gegenpol zu Coriolan treten zwei Frauen (seine Mutter und seine Frau) auf, die als Bittstellerinnen den Verblendeten zu Frieden und Umkehr zu bewegen versuchen. Zu Beginn erklingt ein durch Pausen unterbrochener Wechsel von schneidenden Unisoni der Streicher und abgerissenen Tutti-Schlägen. Diese große Geste weicht einer drängenden Bewegung als weiterem Zug des herrischen Coriolan. Das zweite Thema, eine lyrische Kantilene, kann für die Frauen stehen. Am Ende findet sich nicht - wie sonst häufig bei Beethoven - ein fulminanter Schluss, sondern das 'Coriolan'-Thema verlöscht. E. T. A. Hoffmann stellte in seiner Rezension von 1812 treffend fest, niemand könne beim Hören dieser Musik Beethovens etwas anderes erwarten „nicht einmal ein bürgerliches, sondern ausdrücklich ein höheres Trauerspiel, in welchem Helden auftreten und untergehen".

Weitere Informationen und Quellen im Internet unter: www.beethoven-haus-bonn.de

und speziell zum Werk unter:

http://www.beethoven-haus-bonn.de/sixcms/detail.php?id=15106&template=werkseite_digitales_archiv_de&_eid=1502&_ug=%dcbrige%20Orchesterwerke&_werkid=62&_mid=Werke%20Ludwig%20van%20Beethovens&_seite=1

 

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