Wolfgang Amadé Mozarts (1756-1791) Divertimento in F für zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Fagotte KV 213 stammt noch aus der Salzburger Zeit und ist auf Juli 1775 datiert. Es erschien um 1802 im Druck bei André in Offenbach in einer Sammlung von "Cinq Divertissements", die Mozart möglicherweise als Tafelmusik für den erzbischöflichen Hof geschrieben hat.

Am 22. und 23. Dezember 1783 wurde in den Konzerten der Pensionsgesellschaft der Tonkünstler im Wiener Burgtheater "ein neues Rondo, Komposition von Mozart, von Adamberger gesungen". Vermutlich handelte es sich um Rezitativ und Arie für Tenor "Misero! O sogno!" und "Aura, che intorno spiri" KV 431 (425b); der Textdichter ist unbekannt. Johann Valentin Adamberger besaß eine ausgezeichnete Tenorstimme, für ihn hat Mozart den Part des Belmonte in der Entführung aus dem Serail und weitere Arien komponiert. Auf dem Autograph dieser Konzertarie vermerkte Mozart für den Kopisten: "Müssen alle Stimmen herausgezogen werden und radopirt — gleich aber die Parte cantante und gleich dem Hrn. Adamberger hinschicken".

Ein musikalischer Spaß für zwei Violinen, Viola, Baß und zwei Hörner KV 522, datiert in Wien auf den 14. Juni 1787, ist im Grunde ein Divertimento. Mit diesem Werk hat Mozart vermutlich einen stümperhaften und ehrgeizigen Komponisten aufs Korn genommen, der sich in seinem Ehrgeiz an der Komposition einer Symphonie versucht. Die doppelt geschriebene Stimme der 1. Violine des Autographs spricht für eine Orchesterbesetzung. Bei solistischer Aufführung trifft die gleichfalls verwendete Bezeichnung "Dorfmusikanten-Sextett". In jedem Falle zeigt diese Musik auf humorvolle Weise die gesamte Palette satztechnischer Fehler, die man zur Zeit Mozarts machen konnte.

Das Dramma giocoso in zwei Akten Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni (Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni) KV 527 steht in einer ganzen Reihe italienischer Don Juan-Opern, die diesen beliebten Stoff behandelten. Nur Mozarts Fassung, komponiert im Jahre 1787 auf ein Libretto von Lorenzo Da Ponte und Ende Oktober in Prag uraufgeführt (es folgte eine überarbeitete Wiener Fassung für die Aufführung im Burgtheater 1788), hatte solch einen sensationellen Erfolg und ist bis heute im Opernrepertoire vertreten. Dafür lassen sich viele Gründe anführen. Das Nebeneinander von sinnlicher und dämonischer Musik, ein Don Giovanni, der zugleich Täter und Opfer ist und als Persönlichkeit nur im Spiegel der anderen Protagonisten erscheint, machen das Werk zeitlos-modern. Allein schon die Ouvertüre sprengt alle Dimensionen: Sie entstand als letztes Stück der Oper kurz vor der Generalprobe und stellt einen neuen Typus dar. Nach französischem Vorbild kombiniert sie einen langsamen und einen schnellen Satz und steht thematisch in Verbindung zum Drama. Das berühmte Andante beispielsweise enthält in gedrängter Fassung die Musik der Geisterszene und damit einer Schlüsselszene der Oper. So muß es nicht verwundern, wenn sie den Weg in den Konzertsaal fand und rasch in zahlreichen Bearbeitungen den Notenmarkt eroberte. Insbesondere die technisch fortgeschrittenen Blasinstrumente und die zunehmend in Mode kommende Harmoniemusik bedienten sich beliebter Werke zur Bereicherung ihres Repertoires. Bei der Meersburger Sommerakademie wird das Original und die Bearbeitung erarbeitet und somit ein wesentliches Stück Musikgeschichte nachgezeichnet.

Selbstverständlich war es üblich, auch bejubelte Opernarien — wie Konzertarien — darzubieten. Dazu zählt etwa die Registerarie des Leporello, der als Buffo-Partie die angeblich so zahlreichen Eroberungen seines Herrn und Schürzenjägers auflistet (Madamina, il catalago è questo). Der letztlich erfolglose Verführungsversuch Don Giovannis während der Hochzeit des Bauernmädchens Zerlina (Là ci darem la mano) wurde regelrecht zum Hit, und auch die Arie des Don Ottavio (Il mio tesoro intanto) erfreute sich durch ihre eingängige Melodik großer Beliebtheit. E.T.A. Hoffmann lobte Mozarts Don Giovanni als "die Oper aller Opern" — dem entspricht die besondere Rezeptionsgeschichte des Werkes.

Das am 29. September 1789 vollendete Quintett in A für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello KV 581, uraufgeführt am 22. Dezember 1789 im Konzert für den Pensionsfond der Tonkünstler im Wiener Burgtheater, wurde für den ausgezeichneten Klarinettisten Anton Stadler komponiert. Mozart selbst nannte es in einem Brief "des Stadler's Quintett".

Beate Angelika Kraus

 

Literaturempfehlung:

Ulrich Konrad: Wolfgang Amadé Mozart. Leben   · Musik  · Werkbestand

Kassel, Basel, London, New York, Prag (Bärenreiter) 2006, 486 Seiten

(U. Konrad, der selbst viel über Mozart geforscht hat, gibt einen umfassenden Überblick über Leben und Werk – auf dem neuesten Stand der Musikwissenschaft. Das Buch ist gut lesbar und klar strukturiert, eignet sich auch zum Nachschlagen. Kurz: der ideale Kontrast zu einer Mozart-Biographik, die romanhaft Leben und Musik vermengt.)

 

Michael Stegemann: Mozart für die Westentasche

München (Piper) 2006, 126 Seiten

(Ein kleines Büchlein, das Mozart von A (wie Amadeus) bis Z (wie Zauberflöte) in 56 kompakten Texten behandelt und dabei mit so manchem Klischee aufräumt. Enthält zahlreiche CD-Empfehlungen, denen ich mich anschließen würde.)

 

 

H.C. Robbins Landon: 1791. Mozarts letztes Jahr

Kassel, Basel, London (dtv/Bärenreiter) 1992, 287 Seiten

(Deutsche Taschenbuchausgabe des in London 1988 erschienenen Buches (1791 - Mozart's Last Year). Der Autor räumt u.a. auf mit den Mystifizierungen und Spekulationen um Mozarts frühen Tod und gibt Einblick in die gesellschaftliche und private Situation Mozarts. Eine spannende Lektüre!)

 

 

Außerdem sei verwiesen auf die Homepage der Neuen Mozart-Ausgabe mit nützlichen Datenbanken und Suchfunktionen unter:  www.nma.at