Der aus Catania stammende Sizilianer Vincenzo Bellini (1801-1835), der durch ein Stipendium 1819 zur Ausbildung nach Neapel ging, ist vor allem als Opernkomponist von Werken wie La Sonnambula, Norma oder I Puritani berühmt geworden.Weniger bekannt sind seine Instrumentalwerke, die er fast alle vor 1825 schrieb, darunter allein sieben Symphonien. Er studierte nicht nur die neapolitanische Oper, Cimarosa und Paisiello, sondern analysierte auch die Instrumentalmusik von Haydn und Mozart. Das dreisätzige Concertino in Es-Dur für Oboe und Streichorchester ist als Jugendwerk sein einziges Instrumentalkonzert geblieben. Es entstand, als die Blütezeit der Oboenkonzerte (Vivaldi schrieb zweiundzwanzig,Albinoni und Sammartini je sieben) eigentlich schon vorbei war und die Klarinette als das reizvollere Soloinstrument galt. Das Oboenkonzert ist auch von Interesse, da Bellini als erster in seinen Opernarien stets ein obligates Instrument komponierte (meist aus der Bläsergruppe, entsprechend Klangfarbe und Charakterzügen der menschlichen Stimme) und so eine Erweiterung bzw. einen Kommentar zur Partie der Sänger schuf. Diese zweidimensionale Melodiebehandlung setzt die Vertrautheit mit den konzertanten Möglichkeiten des Blasinstruments voraus, und es ist bezeichnend, daß Bellini vor allem im Mittelsatz seines Konzerts (Larghetto cantabile) die melodischen Qualitäten der Oboe ganz in den Vordergrund stellt. Dr. Beate Angelika Kraus