Mozarts Nachwirken

 
Der Böhme Georg Druschetzky (1745-1819) machte eine Karriere als Regimentsmusiker in der österreichisch-ungarischen Armee, erhielt dort beachtliche Freiheiten, um sein Talent als Komponist, Oboist und virtuoser Paukenist zu entfalten und war zu seiner Zeit allgemein bekannt. Nachdem er um die Jahreswende 1775/76 die Armee verlassen hatte, widmete er sich auf verschiedenen sehr angesehenen Posten insbesondere der Bläsermusik und hat in diesem Bereich herausragende Bedeutung. Anders als so manche ebenfalls von Mozart beeinflußten Kollegen (darunter Josef Triebensee) schrieb er nicht bloße Bearbeitungen, sondern zahlreiche Originalwerke für Bläserbesetzung und wurde zu einem der führenden Leiter von Harmoniemusik. Bei den Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. dirigierte er gar 1790 seine Harmonie für 21 bläsende Instrumente, ein Werk, das im Jahr darauf von Antonio Salieri bei einem Konzert der Wiener Tonkünstler-Societät aufgeführt wurde. Von Druschetzky existieren zahlreiche Kompositionen unterschiedlicher Gattungen, die sämtlich den von ihm virtuos beherrschten Instrumenten eine Sonderstellung einräumen.

 
Mozart hatte eine Vorliebe für das Experimentieren mit Klarinetten und Bassetthörnern, er nutzte alle Register und Klangfarben, von dunkler Tiefe bis zu strahlender Höhe, und ging an die Grenzen dessen, was der Instrumentenbau in seiner Zeit ermöglichte. Wenn Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) noch im Jahre 1833 und somit nach dem Tode Beethovens ein Konzertstück schrieb, bei dem Klarinette und Bassetthorn als konzertierende Instrumente in Erscheinung treten, dann stellte er sich bewußt in die Tradition Mozarts.

 
Der Geiger, Komponist und Musikdirektor Joseph Lanner (1801-1843), dessen Walzer Die Mozartisten auf dem Programm der Meersburger Sommerakademie steht, war im Wien seiner Zeit neben Johann Strauß (Vater) einer der führenden Unterhaltungsmusiker und hat teilweise mit ihm zusammengearbeitet, teils mit ihm konkurriert. Als Orchesterdirigent trat er in den wichtigsten Vergnügungslokalen auf und nannte sich 1829 gar "Musikdirektor der k. k. Redoutensäle", nachdem er auch bei Hofe zum Ball aufgespielt hatte. Als Lanner 1830 zur materiellen Absicherung den Antrag auf Aufnahme in die Wiener Tonkünstler-Societät stellte, wurde dieser indessen abgelehnt — mit der Begründung, Lanner sei lediglich Tanzmusiker. Das änderte nichts an seinem Ruhm, der sich durch Tourneen mit seinem Orchester auch über Wien hinaus verbreitete. Sein Wirken steht in enger Verbindung mit der Blütezeit einer bürgerlichen Ballkultur, die Tausende Besucher anlockte und in der die neuesten Werke wochenlang zum Wiener Stadtgespräch wurden. Die Musik war durchaus nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Zuhören gedacht; dabei spielten neue technische Errungenschaften (Beleuchtung, Dekoration) eine wichtige Rolle innerhalb des Gesamtkunstwerks. Während der Walzerkönig Strauß im Bereich der Tanzmusik der Erfolgreichere war, wurden zum Hören die Kompositionen Lanners bevorzugt. Joseph Lanner schrieb zwar größtenteils Tänze, Märsche und Potpourris, machte sich jedoch auch einen Namen als Komponist einiger Bühnenwerke.

 
Die Uraufführung seiner Operette Der Zigeunerbaron 1885 im Theater an der Wien war für Johann Strauß (Sohn, 1825-1899) der größte Bühnenerfolg seines Lebens. Wie in solchen Fällen üblich, fand das Werk in den verschiedensten Formen und Bearbeitungen Eingang in das Musikleben. Es entspricht dieser Tradition, die Ouvertüre für die jeweilige Besetzung anzupassen und gesondert im Konzersaal aufzuführen, so wie das bereits ein Josef Triebensee mit dem Arrangement der Ouvertüre von Mozarts Don Giovanni für Harmoniemusik getan hatte.

Beate Angelika Kraus