Johann Christian Bach (1735-1782) gilt als der "Mailänder Bach" oder auch der "Londoner Bach". Der jüngste Sohn des Leipziger Thomaskantors war in Italien Schüler des Padre Martini in Bologna (dem wir auch in der Mozart-Biographie begegnen) und konvertierte 1760 zum katholischen Glauben, um als Domorganist in Mailand zu arbeiten. Erfolg hatte er auch als Komponist italienischer Opern, und seit 1762 stand er im Mittelpunkt des Londoner Musiklebens. Dort begegnete er 1764 dem achtjährigen Mozart. Ohne das Vorbild von Johann Christian Bachs Sinfonien und Ouvertüren sind Mozarts sämtlich in London entstandene erste Kompositionen auf diesem Gebiet undenkbar; er erfuhr in dieser Zeit eine erkennbare Verwandlung vom (Wunder-)kind zum Meister. Als sich 1778 Bach und Mozart erneut in Paris begegneten, erwähnte Mozart gegenüber seinem Vater die gegenseitige Wiedersehensfreude. Johann Christian Bach pflegte (wie später Mozart) die Sinfonia concertante, eine sinfonische Gattung für zwei bis neun virtuose Soloinstrumente und Orchester. Dabei verschmelzen klassische Divertimento-Formen (Serenade, Concertino) mit dem Solokonzert und der Sinfonie. Die Blütezeit der Gattung (ca. 1770 bis 1830, besonders in ihren Zentren London, Paris und Mannheim) fällt zusammen mit einer Epoche, in der die öffentlichen Konzerte an Zahl und Umfang zunahmen und Ideale der Zeit wie Anmut, Verständlichkeit und Natürlichkeit der ausgedrückten Empfindungen bestimmend wurden. Es entstand so eine kunstvolle Form, die hinreichend Platz für Virtuosität und Originalität des musikalischen Ausdrucks bot. Bachs dreisätzige Sinfonia concertante in in C-Dur für je zwei konzertierende Streich- und Blasinstrumente (Violine, Violoncello, Flöte, Oboe) und Orchester von 1774-75 erklingt als Beispiel für eine Kunst, die einen Mozart und die Gattung nachhaltig prägte.

Beate Angelika Kraus

 

 

Literaturempfehlung:


Andreas Friesenhagen: Die Brüder Bach. Leben und Werk zwischen Barock und Klassik

Köln (Könemann) 2000, 380 Seiten

(Ein reicht bebildertes kompaktes Buch, das in knappen Einzelkapiteln einen guten Überblick über die wesentlichen Strömungen dieser Zeit gibt. Musikwissenschaftlich korrekt und allgemeinverständlich, daher für die Schule geeignet.)


Heinz Gärtner: Johann Christian Bach. Mozarts Freund und Lehrmeister

München (Nymphenburger) 1989, 488 Seiten

(Ein Buch über Leben und Werk des jüngsten Sohnes von Johann Sebastian Bach, sein Wirken in Italien und London, mit nützlicher Zeittafel und zahlreichen Abbildungen. )


Christoph Wolff, Walter Emery, E. Eugene Helm, Ernest Warburton und Ellwood S. Derr: Die Bach-Familie (aus dem Englischen von Christoph Wolff und Bettina Obrecht)

Stuttgart, Weimar (Metzler) 1993, 475 Seiten

(Deutsche Taschenbuch-Fassung der entsprechenden Artikel aus der englischen Musikenzyklopädie The New Grove Dictionary of Music and Musicians von 1980. In unserem Zusammenhang ist vor allem auf den Beitrag von Ernest Warburton über Johann Chritian Bach hinzuweisen (S. 399-455).)


Konrad Küster: Das Konzert. Form und Forum der Virtuosität

Kassel, Basel, London, New York, Prag (Bärenreiter) 1993, 218 Seiten

(Ein Überblick über die Gattung des Konzerts vom 17. bis 20. Jahrhundert; natürlich mit einem entsprechenden Kapitel über Mozart und seine Zeit. Das Buch enthält Arbeitsaufgaben und Lösungen.)